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Stadtmuseum Hofheim am Taunus

Stadtmuseum Hofheim am Taunus

Das auf einem ehemaligen kurmainzischen Hofgut und in einem historischen Gebäudeensemble gelegene Stadtmuseum steht am Rande der Hofheimer Altstadt. Der aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende Altbau, wurde um einen Museumsneubau erweitert, der sich durch Ein- und Durchblicke der umliegenden Altstadt öffnet und auf diese Weise das historische und das moderne Hofheim miteinander verbindet.

Das Blaue Haus und sein Künstlerkreis

Die Hofheimer Kunstszene wurde von den Malerinnen Ottilie W. Roederstein und Hanna Bekker begründet. 1920 erwarb Hanna Bekker vom Rath den Landsitz eines Frankfurters am Kapellenberg und verlieh dem Haus eine blau-gelbe Farbgebung. Das "Blaue Haus" - wie es später genannt wurde - entwickelte sich zum zeitweiligen Arbeitsdomizil vieler namhafter Künstlern und zu einem Treffpunkt für Schriftsteller, Musiker, Schauspieler, Politiker und viele andere.

Seit den zwanziger Jahren engagierte sich die Mäzenin, Sammlerin und spätere Kunsthändlerin für die Künstler des deutschen Expressionismus: Alexej von Jawlensky, Ludwig Meidner, Karl Schmidt-Rottluff, Ida Kerkovius, Emy Roeder und später auch Ernst Wilhelm Nay, um nur einige zu nennen.
Während des Dritten Reiches unterstützte sie mutig und engagiert viele als "entartet" verfolgte Künstler, indem sie beispielsweise heimliche Ausstellungen organisierte.

Auch nach dem Krieg zog das "Blaue Haus" Künstler nach Hofheim. So fand der aus dem Exil zurückgekehrte Ludwig Meidner dank Hanna Bekker vom Raths Hilfe ein Atelier in Hofheim-Marxheim, wo er von 1955 - 1963 lebte. Ernst Wilhelm Nay schuf in seiner Hofheimer Zeit (1945 - 1952) jene `Hekate-Bilder´, die noch heute zu den bedeutendsten Kunstwerken des Nachkriegsdeutschland zählen. Mit Karl Schmidt-Rottluff verband Hanna Bekker vom Rath eine lange Freundschaft, er besuchte sie von 1933 bis 1943 und von 1947 bis 1972 jedes Frühjahr, und hielt in zahlreichen Arbeiten Hofheimer Motive und Taunuslandschaften fest.

Die Künstlerfreunde hinterließen Spuren in Hofheim, und wie die Ausstellung zeigt, hinterließ Hofheim Spuren in ihrem Leben und Werk.

Vom Hochfeld ins Museum: Die Römer in Hofheim

Das archäologische Hofheim zeigt seine Bedeutung nicht nur als wichtiger Fundort: auf dem Hochfeld wurde in über 150 Jahren Forschungsgeschichte geschrieben. Die Ausstellung dokumentiert die Entwicklung Hofheims vom frühen Militärposten an der Grenze des Imperium Romanum zur zivilen Siedlung. Eine Vielzahl an Exponaten, Funde aus Erdlager, Steinkastell und "vicus", die überwiegend das Land Hessen zur Verfügung stellte, geben Einblick in das römische 'Provinz-Leben'. Den Alltag einfacher Soldaten veranschaulicht das Modell einer Mannschaftsbaracke im Maßstab 1:10. Wandmalereien in Freskotechnik belegen den gehobenen Lebensstandard der Offiziere. Zwei in Thema und Qualität hervorragende Reitergrabsteine dokumentieren die Selbstdarstellung römischer Soldaten. Beispiel dafür, wie die tiefgreifende Romanisierung bis heute im öffentlichen wie im privaten Leben fortwirkt, stammen aus den Bereichen Infrastruktur, Handel, Handwerk, Medizin und Hygiene, Religion und Aberglaube.

Im Spannungsfeld der Großstädte: Die Stadtgeschichte

Hofheim liegt am Südhang des Taunus, jeweils 18 km von Frankfurt am Main, Mainz und Wiesbaden entfernt. Diese geographische Lage war für die Entfaltung des Ortes und seiner sechs Stadtteile stets von großer Bedeutung. Ganz bewußt wurde in der Präsentation der Stadtgeschichte auf einen chronologischen Gang durch die Jahrhunderte verzichtet. In ausgewählten Themeneinheiten werden mittels authentischer Objekte, akustischer und visueller Medien exemplarisch entscheidende Stationen der Hofheimer Stadtgeschichte vorgestellt: u.a. das regionale Zentrum im Mittelalter, das erwachende Bürgerbewußtsein anhand eines Aufstandes im Vormärz, die Auswirkungen der Gebietsreform der 1970er Jahre auf das 'Neue Dorf', Biographien alteingesessener Bewohner und Zugezogener sowie das Thema Kindheit. Der Taunus-Tourismus, Auslöser für die Entwicklung Hofheims zur "Wohnstadt im Grünen" im Ballungsraum Rhein-Main, veranschaulicht die Veränderungen des 19. und 20. Jahrhunderts.

Lederindustrie im Lorsbachtal

Einen intensiven Einblick in das industrielle Hofheim gibt die Abteilung Lederindustrie im großen Lichtraum des Museums. Parallel zur Portefeuille- und Schuhwarenproduktion im Rhein-Main-Gebiet entstanden ab 1850 im Taunus viele Gerbereien und Feinlederfabriken. Noch um 1960 prägten zahlreiche Lederfabriken das Stadtbild Hofheims. Doch Konkurrenzdruck, hohe Umweltschutzauflagen sowie die Verlagerung der Produktion ins Ausland führten zur Schließung der Klein- und Mittelbetriebe. Die geographischen, historischen und wirtschaftlichen Bedingungen dieses Industriezweiges werden am Beispiel Hofheim und des Stadtteils Lorsbach dokumentiert. Die Ausstellung vollzieht die Produktionsschritte von der Tierhaut zum Leder ebenso nach wie die vielfältigen Arbeiten bei der Veredelung. Ein Videofilm gibt Einblick in den Fabrikationsablauf einer Lorsbacher Lederfabrik der 1950er Jahre. Die gebräuchlichsten Maschinen und Hilfsstoffe sowie in Handarbeit verrichtete Produktionsschritte werden hier präsentiert. Verschiedene Lederarten und -eigenschaften sind anhand vielzähliger Materialproben "hautnah" zu vergleichen.

Die Geschichte des privaten Lebensraumes ist auch Thema wechselnder Ausstellungen, begleitender Veranstaltungen und museumspädagogischer Aktivitäten. Neben den Dauerausstellungen präsentiert das Stadtmuseum Hofheim jährlich ca. vier Sonderausstellungen aus den Bereichen Kunst, Archäologie, Kultur- und Regionalgeschichte. Begleitende Veranstaltungen und ein umfangreiches museumspädagogisches Programm für Schulklassen, Werkstattkurse für Kinder und Erwachsene sowie Kindergeburtstage gehören zum Angebot des Museums. Zum Service für Besucher gehört auch ein Museumsshop.

Öffnungszeiten:
Dienstag 10-13 Uhr
Dienstag - Freitag 14-17 Uhr
Samstag/Sonntag 11-18 Uhr

Wegbeschreibung:

S-Bahn Linie 2 Frankfurt am Main - Niedernhausen.

Bus
Linie 806 Wiesbaden-Königstein
Linie 809 Hochheim-Hofheim
Linie 810 Hofheim-Schwalbach
Linie 812 Hofheim-Schwalbach
Linie 834 Hofheim-Eddersheim
Stadtbus 401, 402, 403 und 406


Pkw
A 66, Abfahrt Zeilsheim, Hattersheim oder Hofheim

Adresse:

Stadtmuseum Hofheim am Taunus
Burgstraße 11
65719 Hofheim am Taunus
(0 61 92) 90 03 05 fon
(0 61 92) 90 28 38 fax
Stadtmuseum Hofheim am Taunus im Internet
eMail an Stadtmuseum Hofheim am Taunus